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Montag, Oktober 16, 2006

Unwürdig gealtert


«Der Punk ist tot! Der Punk ist tot!» Ja, ja, ich hab’s gehört. Dabei ist das so ein Quatsch. Als ich letzte Woche wieder mal durch die Lauben Berns schlenderte, was musste ich da in einem Tally Weijl-Laden entdecken? Ein Logo der Misfits, einer Punkband der ersten Stunde! Tally Weijl, verdammt noch mal. Das ist die Marke, bei der sich die Girls auf den Plakaten total pornographisch sexy zwischen die Beine fassen. Obwohl schon lange nichts neues, bricht es mir jedes Mal wieder das Herz, so etwas zu sehen. Nein, der Punk ist nicht tot. Der Punk ist nur erwachsen geworden. Und ihm ist das Selbe wiederfahren, wie all den Hippies und Weltverbesserern, die seinerzeit am lautesten geschrien haben. Er wurde ein Teil des Establishments, eine Stütze des Systems. Der Misfits-Totenkopf im Tussiladen ist nur ein Paradebeispiel dafür.

6 Comments:

Blogger christoph said...

Was sich verkaufen laesst wird hergestellt. Ob es die Ideologie ist, die sich verkauft, ein Kontext, eine Weltanschauung oder ein Lifestyle spielt nur eine sekundaere Rolle und hat nicht viel mit "Erwachsenwerden" zu tun. Vielmehr mit "Nachfrage", "Point of Sales" und "Marketing"... oder verpass ich hier was?

5:14 PM, Oktober 16, 2006  
Blogger Jerky said...

Nein, natürlich hast du recht, aber das hier soll ja auch keine Abhandlung der freien Marktwirtschaft sein. Eher eine Beobachtung... mit dem Augenmerk auf der Ideologie.

Ich finde den Vergleich mit dem Erwachsenwerden passend. Mussten/müssen wir nicht alle einen Teil unserer Werte aufgeben, um in die "erwachsene Welt" zu passen? Youtube wächst auch grad aus seinen Kinderschuhen raus...

12:29 AM, Oktober 17, 2006  
Blogger Hedgie said...

Da kommt mir was cooles zum Thema erwachsen werden und sell-out in den Sinn... Ein weiser Mann (Mistel Miagi??) hat einst gesagt:
"When you're young, you look at television and think, There's a conspiracy. The networks have conspired to dumb us down. But when you get a little older, you realize that's not true. The networks are in business to give people exactly what they want. That's a far more depressing thought. Conspiracy is optimistic! You can shoot the bastards! We can have a revolution! But the networks are really in business to give people what they want. It's the truth." - Steve Jobs

1:33 AM, Oktober 17, 2006  
Anonymous Anonym said...

schon bitter für eine band, die von sich behauptet, sie bzw. ihre musik seie subversiv...! na ja, zumindest 'his misfitness' jerry only hat das gesagt. es soll ja auch ex-misfits-mitglieder geben, die sich der conservative punk-bewegung angeschlossen haben...
h&m hatte übrigens vor kurzem eine ähnliche aktion am laufen; mit niemand geringerem als den *sniff*... den ramones!

ürzu

12:00 AM, Oktober 18, 2006  
Blogger Jerky said...

@ürzu: Nicht ganz richtig, der Sänger der "neuen" Misfits ist so etwas ähnliches wie ein Aushängeschild der Konservativen Punkbewegung. Ah welch Oxymoron. Konservativer Punk. Zum Auf-Der-Zunge-Zergehen-Lassen

1:28 AM, Oktober 18, 2006  
Blogger christoph said...

Ja, Erwachsenwerden ist mit der Aufgabe von Werten verbunden. Oder vielleicht auch einfach nur mit einer Verschiebung? Ploetzlich kriegen andere Dinge Prioritaet. Die Mietzinsrechnung zum Beispiel. Oder die Krankenkassenrechnung. Das Eisenbahnticket? Ploetzlich braucht man etwas zur Hand, das gegen die variierenden Beduerfnisse eingetauscht werden kann. Und hier ist Geld zweifellos nuetzlicher als eine Ideologie oder ein Lifestyle.

Apropos T-Shirts, Musikgruppen und (Waschmittel-)Werbung ... das hier is doch auch noch kreativ, oder?

2:47 AM, Oktober 18, 2006  

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