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Mittwoch, September 13, 2006

Konzerttipp

Am Samstagabend (den 16.9) schon was vor? Nein? Ab ins KIFF in Aarau ans Stiller Has-Konzert (oder am Freitag in die Dampfzentrale in Bern).

Als ich die neue Has-Scheibe «Geisterbahn» anhörte, machte ich mir schon sorgen. Nicht darüber, dass es musikalisch bergab geht oder etwas in der Art. Nein, eher um Chef Endo Anaconda. Die Lieder auf der Platte haben einen düsteren Unterton. Nicht offensichtlich, eher unterschwellig, aber doch bemerkbar: Der Tod scheint immer irgendwo präsent. Mir fiel die CD -Kritik in der Berner Zeitung ein, in der es hiess, Endo singe, als wäre ihm der Leibhaftige im Rücken.
Doch als ich die Jungs am Openair Gränichen sah, stand ein Hase auf der Bühne, der alles andere als Lebensmüde schien. Er präsentierte sich in Bestform und schien ausserdem eine Scheissfreude zu haben, endlich wieder mit einer richtigen Band zu spielen.
Wer noch nie an einem Hasenkonzert war, sollte das unbedingt nachholen. Denn ihre Konzerte sind einzigartig, da gibt es keine bis ins letzte Detail einstudierte Choreographie oder platte Publikumsanimationen. Das ist kein Greenday-Konzert. Endo improvisiert, witzelt mit dem Publikum und seinen neuen Bandmitgliedern. Vor den Liedern pflegt er jeweils ein geniales Sprech-Intro zum Besten zu geben. Auf einmal gibt es eine Laudatio auf «Wulesocke», gefolgt vom Lied «Lismete». Dieses ist übrigens – so kühn die Behauptung sein mag – das rührenste, schönste, Hühnerhautproduzierenste Lied, das je über Wollsocken geschrieben wurde. Seine Liedtexte sind nicht vor kleinen live-Korrekturen sicher, auf einmal versucht er seinen Moudi mit M-Budget-Poulet statt mit Messer und Beil umzubringen. Ein Merkmal ist auch der rote Faden, der sich durch den ganzen Abend zieht. Auf der letzten Tour war es noch das gefrorene Hähnchen, auf das er sich immer freute, weil wenigstens jemand zuhause auf ihn wartete. Jetzt ist es der Ruchti, sein unsympathischer Arbeitgeber. Endo hat den Blues, und an seinen Konzerten spürt man die «realness» bis unter die Haut. Dann bis Samstag im KIFF.